Manchmal packt es mich ja und ich schreibe einfach, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Heute ist so ein Tag. Es ist der 26. Mai und genau vor fünf Jahren, habe ich meinen Sohn zur Welt gebracht. "Hä? Was? Die sitzt am Geburtstag ihres Sohnes vor dem Rechner und schreibt sich die Gedanken von der Seele?" - denkst Du das gerade? Dann kann ich es Dir nicht verübeln. Doch bleib´dran, die ersten Schubladen, die man aufmacht, müssen nicht immer die gleichen bleiben und vielleicht ist hier ja auch was für Dich dabei...
Der Mai hatte und hat es in sich. Emotional, familientechnisch bewegt, beruflich dicht und voller Events.
Das wohl schönste und eindrucksvollste war die erste Begegnung zwischen unserem Sohn und seinem Opa, der aus Rio de Janeiro kommt. Dieser besuchte uns zum ersten Mal in Leipzig für über zwei Wochen und traf sein zweites Enkel zum ersten Mal. Oh man, es ist doch verrückt, wenn man darüber nachdenkt - aber so ist das Leben, wenn man auf unterschiedlichen Kontinenten wohnt und Flugtickets nicht zum Standardprogramm der Haushaltskasse gehören.
Es war einfach schön, die beiden zu erleben - den Opa, der weder Deutsch noch Englisch zu seinen Sprachen zählt und das brasilianische Portugiesisch sehr ausgedehnt spricht. Den Enkel, der langsam begreift, dass der Opa ihn einfach nicht auf deutsch verstehen kann und sich wirklich süß bemüht ihm mit ein paar hingeworfenen portugiesischen Wörtern zu verstehen zu geben, dass er doch nur mit ihm spielen will.
Mein Herz wurde ganz weit. Für die beiden und meinen Mann, der so weit weg lebt von seiner Familie, die über Brasilien und Portugal verstreut wohnt. Und der vor einigen Jahren diesen große Entscheidung getroffen hat, mit mir hier das Leben zu meistern.
Und so kommt es, dass es im Mai für die drei "Männer" spontan noch mit meinen Eltern nach Prag ging. Der Schwiegervater und meine Eltern sich bei einem gemeinsamen Bier in einer Kneipe, ohne miteinander sprachlich kommunizieren zu können, es trotzdem gut miteinander ausgehalten haben. Ich mich in den Norden nach Hamburg aufmachte, um einen weiteren 40. Geburtstag zu feiern und wir nun das dicke Geburtstagswochenende meiner liebsten beiden Jungs haben - erst der Vater, dann der Sohn.
Und entgegen der üblichen Feiern, die solche Anlässe mit sich bringen, haben wir beschlossen, es mal ruhig anzugehen und uns trotz "Geburtstagswochenende" nicht ins nächste anstrengende Fahrwasser zu begeben. Und so kommt es, dass ich heute, nach einer kleinen vormittäglichen Kindergeburtstagsrunde in einem dieser "Tobeparadise" entspannt auf dem Balkon sitze und mir die Gedanken von der Seele schreibe.
Keine Familienfeier, kein "wir müssen noch", kein "aber, das muss doch richtig gefeiert werden". Wir feiern so, wie jeder der beiden es sich wünschte. Der Mann mit Frühstück, ein bisschen Musik und kleiner Freundesrunde bei einer Bäckereiparty hier in Leipzig (die übrigens superschön war - lecker Brot gibt es dort auch "Backstein"), der Sohn im Kinderspielparadies.
Und jetzt, sitzt der "Große" am Tisch und baut am Lego des "Kleinen" und der Kleine probiert sich an all den Geschenken in Ruhe aus.
Es ist gut, wenn man mal vom althergebrachten Abstand nimmt und darauf hört, wonach einem eigentlich ist. Und es dann auch tut. Niemand reist einem dafür den Kopf ab. Der bleibt schön drauf und darf sich daran freuen, dass es auch anders geht und sich gut anfühlt.
Damit höre ich jetzt auch auf. Und meinen Fotos aus Rio, die zwar schon ein paar Jahre alt sind, sich aber gut auf Film gehalten haben ;-)
Und so gehe ich ganz dankbar und beseelt von diesen schöne Erfahrungen im Mai in die letzte Woche dieses Monats und werde ihn beenden, wie er angefangen hat. Unterwegs. In Erfurt und mit lieben Menschen. Und dann, ja dann...Juni, ich freue mich auf Dich, dann wird es endlich ruhiger!
Ich muss los, wurde soeben als Co-Pilotin vom Spross engagiert - Tschüß und auf bald!
Antje
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