Du willst direkt zum Rezept? Dann hier entlang! --> Tarte de limao
Vor ein paar Tagen greife ich in den Schrank meines Sohnes, um eine Hose für ihn zu holen und entdecke meine Augencreme darin. Ich stutze kurz, zucke mit den Schultern und freue mich, dass ich sie, weil noch gar nicht vermisst, nicht lange suchen muss. Sie ist einfach wieder da, von ganz allein...anders als mein Führerschein...
So ungefähr kann kann man sich meinen derzeitigen Zustand vorstellen, nach nunmehr sieben Wochen home-officing, home-kindergardening, home-everything.
Ich zähle mich zu den durchaus positiv gestimmten Menschen und entdecke Schönes, Gutes oder zumindest Chancen selbst in abstrusen Situationen. Das hier wird heute trotzdem keine Lobeshymne auf unsere derzeitigen herausfordernden Umstände. Ich bin mir der Schattenseiten bewusst, immer wieder erstaunt, wie weitreichend die Folgen sich jetzt schon herauskristallisieren und wie sich Schönes und Hässliches ganz klar, deutlich und schnell zeigt.
Ich stelle whats app Gruppen stumm, weil ich ihre Diskussionskurven nicht mehr ertrage, ich sehe in den ersten drei Wochen meinen Haaren täglich beim grauer werden zu, ich verlege Dinge, finde sie manchmal wieder, manchmal nicht. Ich weine um unsere lang geplante und ersparte Reise, die wir absagen müssen, ich bin ungeduldig und genervt mit meinem Kind und meinem Mann. Ich wehre mich gegen Aktivismus und Hysterie in jegliche Richtung und gebe dann doch ab und an klein bei. Ich schaue zum ersten Mal in meinem Leben täglich Nachrichten und komme danach nicht mehr von der Couch. Ich esse zu viel und nehme trotzdem ab.
Ich platze fast vor Kreativität, setze mit tollen Menschen feine Aktionen um. Ich entwickle so schnell wie noch nie eine neue Postkarten Serie, die so gut läuft, wie noch keine bisher, gebe ein Webinar zusammen mit einer geschätzten Kollegin zur Instagram - Fotografie, rocke mit einer der coolsten Cafébesitzerinnen und meinem Mann eine feine Osteraktion, stelle mit tollen Kolleginnen Familienarbeit auf Corona Umstände um und jeden Tag läuft mein Gehirn auf Hochtouren. Ich hüpfe soviel Trampolin, wie noch nie in meinem Leben und frage mich, wie soll es weitergehen mit der Food Fotografie, meinen Energien, meiner Familie. Wohin die nächsten Schritte setzen?
Hochs. Abs. Dazwischen gibt es nicht viel und nur sehr wenige Verschnaufpausen - wie bei so vielen von uns.
Erik, mein bester brasilianisch -portugiesischer Ehemann bringt mich in dieser Zeit auf eine Idee, als ich ihn frage, "was gibt es für eine Redensart, die du kennst, die den Menschen vielleicht irgendwie gut tun kann?" "As coisas boas" [dt. die guten Dinge], sagt er spontan. Und es tut gut, sich an diese zu erinnern, gerade jetzt. Also setze ich mich hin und schreibe all meine guten Dinge auf. Es ist eine lange Liste, unspektakulär, mir entsprechend, voller einfacher schöner "Dinge".
Und somit gibt es heute also doch Kuchen. Im Schatten und im Licht. Denn Kuchen ist auch ein gutes Ding, für mich zumindest. Kuchen, gemeinsam genießen, Kaffee trinken, im Garten sitzen bei feinen Gesprächen und dem Gezwitscher der Vögel. Ich schaue freudigst nach vorn, auf die Zeit, in der wir all das auch wieder zusammen tun dürfen - bis dahin genieße ich mit meiner Familie und verschenke den übrig gebliebenen Kuchen vom Shooting an Gartennachbarn und liebste Hausbewohner. Ein schöner Nebeneffekt - wir reden mehr miteinander.
Auf unser Miteinander und die portugiesische Zitronentarte!
Antje
Rezept "Tarte de limão" - portugiesische Zitronentarte
Zutaten für den Teig
2 Eigelb
100g Zucker
100g Butter
180g Mehl
1 TL Backpulver
1 Prise Salz
Abgeriebene Schale einer Zitrone (Bio)
Zutaten für die Füllung
1 Dose gezuckerte Kondensmilch (Leite condensado)
Saft von 2 Zitronen
Abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone
2-3 Eiweiß
1 EL Zucker
Zubereitung
Eigelb, Zucker, Butter, Mehl und Backpulver mit einer Prise Salz und dem Zitronenabrieb rasch zu einem Teig verkneten
30 Minuten im Kühlschrank abgedeckt ruhen lassen
Ofen auf 180 Grad vorheizen
Teig ausrollen und in eine gefettete, gemehlte Backform geben, dabei eine Rand hochziehen
Teig mit Gabel mehrfach einstechen
20 Minuten backen und dann abkühlen lassen
die Kondensmilch mit Zitronensaft und Zitronenabrieb vermischen und auf den abgekühlten Tarteboden gießen
Eiweiß und Zucker steif schlagen und auf die Creme geben
im Ofen weitere 10 Minuten bei 180 Grad golden backen
Ofen abstellen und Tarte noch 10 Minuten im Ofen ruhen lassen
abkühlen lassen und gekühlt servieren
Bom apetite!
[Hinweis: dieser Artikel enthält Verlinkungen zu meinen eigenen Produkten - also: Werbung für mich selbst.]