(for english version please scroll down!)
Hat schon einmal jemand über die Schattenseiten des Reisens gesprochen? Mal von zu viel CO2 Ausstoß durch Vielfliegerei, die Folgen von Massentourismus und Schnellreiserei abgesehen?
Ich bin schon ein bisschen rumgekommen auf der Welt und habe, seit ich sechzehn Jahre alt war, meine favorisierte Art des Reisens, wann immer es ging, zelebriert.
Heute kann man für diese Art des Reisens sogar Definitionen finden „slow traveling“, „bewusstes Reisen“, „langsames Reisen“. Hey, ich lag wohl schon damals voll im Trend, ohne mir dessen bewusst zu sein. Ich war einfach fasziniert, mich länger, als die üblichen drei Wochen im Jahr an anderen Orten der Welt aufzuhalten und hinein zu tauchen ins dortige Leben.
Für mich begann alles mit einem Austauschjahr in Australien. Das war bereits 1994. Es gab kein Internet, Telefonate waren immens teuer und ein Brief nach Deutschland brauchte zwei Wochen. Es war ein Jahr weg vom Altbekannten und ich fand mich hineingeworfen in eine völlig neue Welt. Sehr hart zuerst, war es im Nachhinein betrachtet, meine einzige Rettung. Diese Zeit hatte einen unglaublichen Einfluss darauf, wer ich heute bin, wie ich die Welt betrachte, wie ich auf Menschen zugehe und Neues empfange.
Es hat mich geformt. Und mit diesem initialen Auslöser, meinem Austauschjahr, begann meine Liebe zum Reisen, zum Entdecken anderer Kulturen, Kennenlernen neuer Menschen, zum Eintauchen in fremde Länder und das in ihnen Verweilen wollen.
Auf meinen Reisen und längeren Aufenthalten in den unterschiedlichsten Regionen sind mir immer wieder Menschen begegnet, die ich heute noch meine Freunde nenne, mit denen ich mich verbunden fühle, auch wenn wir uns schon Jahre nicht gesehen haben. Ich habe mit ihnen in Australien gelebt, in Berlin getanzt, in Portugal Wein getrunken, auf Bali den Müll am Strand verflucht, in Indien meinen Magen verdorben, im Erzgebirge um die Wette gekocht, in Neuseeland die Gletscher bestaunt, in Peru mit nassen Schuhen den Machu Picchu erklommen, in Norwegen Hügel bestiegen, in Westaustralien auf Campingplätzen gechillt, in Jena WG Küchen vernebelt oder in Leipzig die Kaffee und Kuchen Kultur an spontanen Sonntagen zelebriert.
Sie sind mir ins Herz gewachsen und ich vermisse all diese Menschen oft sehr. Das ist meine ganz persönliche Schattenseite – Reisende treffen sich, teilen intensive Momente miteinander und dann zieht es sie oftmals weiter. Und inzwischen sind viele meiner Freunde auf der ganzen Welt verstreut.
Es ist ein bittersüßes Gefühl. Und gleichzeitig wärmen mich diese Erinnerungen und das Gefühl, mit all diesen wundervollen Menschen auf unterschiedlichste Art und Weise immer noch verbunden zu sein.
Ein nicht wegzudenkender Faktor meiner Beziehungen aus diesen Zeiten ist, neben den vielen Geschichten und Abenteuern, vor allem das gemeinsame Essen. Ob nun japanisch Kochen in Perth, Nudeln mit Soße auf dem Campingkocher im Outback, Garnelen mit Mayonnaise in Norwegens heller Nacht oder Stockbrot über'm Feuer in Engelsdorf - Essen ist und bleibt ein verbindendes Element und ein wichtiger Teil von mir.
Und so liegt es nahe, dass ich die Sehnsucht nach meinen Freunden nicht in einer Menge Flüge quer über den Erdball stille, auch wenn mir oft danach ist, sondern mir die Erinnerung in meine Leipziger Küche hole.
Den Anfang mache ich mit Sandy, meiner Freundin aus Kindheitstagen und einem marokkanischen Gericht, das gut in unseren Winter passt. Ich habe meine Freunde schon vor knapp einem Jahr nach ihren Lieblingsgerichten befragt, sowie alte gemeinsame Rezepte aus meiner Sammlung heraus gekramt und starte hiermit nun meine kleine Weltreise ganz ohne Vielfliegerei und die inzwischen sehr begrenzten Urlaubswochen, die mir als "grown up with a family" zumindest momentan zur Verfügung stehen.
"Friends in my kitchen" oder "Kochen gegen Vermissen" ist eine Hommage auf die Freundschaft, auf das Reisen, das Leben und auf die (kulinarische) Vielfalt in uns allen! Und auf das unsere Gemeinsamkeiten uns stärken und unsere Unterschiede uns inspirieren.
Let´s cook and enjoy!
Wenn Du Lust hast, eine kulinarische und menschliche Reise um die Welt zu starten, dann melde Dich hier an – keine Angst, Du wirst nicht zugespamt von mir. Ich gebe maximal einmal im Monat Bescheid, was sich alles auf meinem Blog tummelt und wohin die Reisen gehen.
Du willst gleich weiter kochen? Dann hier entlang, zu Sandy und ihrer marokkanischenLeckerei!
Aber vielleicht hast Du Lust noch ein bisschen nach unten zu scrollen und in meine letzten zehn bis fünfzehn Jahre zu schauen... :-)
"Feel free and enjoy!"
Antje
english version:
Has anyone ever written about the dark side of travel? Despite too much CO2 emissions by frequent flyers and the consequences of mass tourism? I've been traveling around the world for a while and have been celebrating my favorite way of traveling whenever I could since I was sixteen years old. Today you can even find definitions for this type of travel "slow traveling", "conscious travel" are now names for it. Hey, I was already trendy back then, without being aware of it. I was simply fascinated to spend more than the usual three weeks holiday in other parts of the world and the feeling I got from diving much more into the local life.
For me, everything started with an exchange year in Australia. That was already in 1994. There was no Internet, telephone calls were quite expensive and a letter to Germany took two weeks. It was a year away from the only way of life I knew and I found myself thrown into a whole new world. Very hard at first, looking back now, it was my only salvation. This time had an incredible impact on who I am today, how I look at the world, how I approach people, changes and receive new things.
It shaped me. And with this initial trigger, my year of exchange, my love for traveling, discovering other cultures, getting to know new people, immersing myself in foreign cultures and the urge to find myself in an unknown environment.
On my travels and longer stays in different regions, I have always met people whom I still call my friends, with whom I feel connected, even if we have not seen each other for years. I lived with them in Australia, danced in Berlin, drank wine in Portugal, cursed the garbage at Balis beaches, ruined my stomach in India, cooked in the oral mountains, marveled at glaciers in New Zealand, got wet shoes in Peru while getting to Machu Picchu, climbed hills in Norway, chilled out on campsites in Western Australia, almost burned kitchens in Jena or celebrated the coffee and cake culture on spontaneous Sundays in Leipzig. They all have a place in my heart and I often miss all these people very much. This is my personal dark side - travelers meet, share intense moments with each other, and then they often move on. And now many of my friends are scattered around the world.
Almost a year ago, I asked my friends about their favorite dishes, as well as getting out old recipes from my travel collection, and now I start my little trip around the world without frequent flying and the stress that very limited holiday weeks provide.
"Friends in my Kitchen" or "Cooking against Missing" is a tribute to friendship, traveling, life and (culinary) diversity in all of us! Let our similarities strengthen us and our differences be our inspiration.
Let's cook and enjoy!
My first blog entry with a translated recipe will lead you to a very yummy Portuguese cake. It´s simple, it´s delicious and it´s also translated into english.