So hier sind wir. Prag. Wir starten von Zwickau aus in die goldene Stadt. Warum sie so heißt? Nun, es gibt mehrere Varianten der Erklärung, mir gefällt diese: weil ihre unzähligen wunderschönen Dächer und vergoldeten Kuppeln vom Hradcany aus, der berühmten Prager Burg, wunderschön in der Sonne glänzen und ihr diesen besonderen Glanz verleihen.
Mein letzter Prag Trip liegt schon mindestens zehn Jahre zurück. Damals fuhr ich mit alten Freunden und lief mir auch die Füße platt. Jetzt bin ich mit meinem Mann, meinem Vater und seinem besten Freund an einem supersonnigen Herbstwochenende im Oktober unterwegs.
Mit Prag verbinde ich vor allem Kindheitserinnerungen - stundenlang laufen wir mit unseren Eltern durch die Stadt, die damals durch zu viel Ruß noch nicht ganz so glänzte und trotzdem zu "Ostzeiten" für uns ein Phänomen war.
Mein Vater und sein bester Freund lieben diese Stadt. Unzählige Besuche und Erinnerungen mehr verbinden sie mit ihr und so war es ganz klar, dass das schönste "Danke" für ihre Hilfe in unserem Garten ein Ausflug in die tschechische Hauptstadt ist.
Mit dabei habe ich seit langem mal wieder meine alte Mittelformat Kamera. In ihr ein abgelaufener Film, den ich ein Jahr zuvor einlegte. Das Fotografieren mit Film beruhigt mich irgendwie. Ich brauche Zeit und innere Ruhe dafür und mal davon abgesehen, dass die "alten Herren" einen mega Schritt durch die Stadt zulegen und ich sie mehrfach aus den Augen verliere, macht es mir unendlich viel Spaß, sie wieder zu entstauben und den Film mit der kleinen Kurbel weiterzudrehen. Herrlich!
Herrlich sind in Prag nicht nur die kleinen Gassen, die Moldau, die übervölkerte Karlsbrücke (morgens soll es ruhiger sein!), sondern auch das leckere Essen - Schweinsbraten mit Kraut und Knödeln, Gulasch, herrlich spritziges Bier und mein absoluter Favorit: der stinkige Bierkäse im U Fleku. Definitiv ein Touristenmagnet, aber der Käse kann sich sehen lassen! Als Süßspeise ist eine typisch Prager Spezialität Trdelnik bekannt- ein über Feuer gebackener Hefeteig mit einer Menge Zucker - nun ja, er wird gehypt, meins ist es nicht, dann doch lieber den stinkigen Bierkäse mit Zwiebel...jeder wie er mag!
Im Grunde ist das Erkunden von Prag eine Aneinanderreihung von Spaziergängen, die man immer wieder mit einer kleinen Pause in einer alten Kneipe, Biergarten oder mit dem Blick von einer der unzähligen Brücken unterbrechen kann. So liebe ich es. Laufen, verweilen, genießen und den Blick schweifen lassen.
Treiben lassen und dabei die ruhigsten Ecken gleich unter den größten Touristenströmen entdecken. So kann ich von Herzen das Viertel unterhalb der Karlsbrücke auf Seite des Hradcany (Hradschin) empfehlen. Es ist ruhiger, hat kleine Restaurants am Uferrand und wer mag, kann der John Lennon Wall noch einen Besuch abstatten. Nicht, dass John Lennon jemals dort gewesen ist, aber zumindest seine Lieder werden dort vor einer riesigen Graffiti Wand auf unterschiedlichste Weise interpretiert.
Unsere Unterkunft liegt etwas außerhalb des Trubels im Stadtteil "Holesovice" und hier fühlt es sich noch ein wenig authentischer an. Morgens gibt es kleine Cafés die Frühstück servieren und noch ein paar Stunden vorher als Bar geöffnet hatten - man kann förmlich das Bier zum Frühstück riechen und einige scheuen auch nicht davor zurück, selbiges zum Frühstück zu trinken. Franz Kafka schaut einem vom Plakat aus an und mit dem herrlichen Morgenlicht stromern wir gemütlich mit Bäuchen voller Rührei, Hörnchen und Kaffee in Richtung Straßenbahn, die uns in zehn Minuten ins Zentrum bringt.
Zwei Tage sind wahrlich keine Ewigkeit für eine solch große Stadt, aber wenn man es gemütlich angeht, keinen Sightseeing Stress aufkommen und sich mit dem eigenen Rhythmus treiben lässt, dann ist man in Prag einfach an der richtigen Stelle. Von mir gibt es keine Top 10 Tipps, ich möchte Dich lieber selbst entdecken lassen.
Also, auf auf, ab in die goldene Stadt und ein bisschen Gold für´s Gemüt tanken!
Antje