Ein Reisebericht.
"Singapore came as a surprise" - nicht nur, dass ich nicht im Traum daran dachte, dass ich 2019 diesen Stadtstaat noch sehen würde, geschweige denn, wie er sich mir dann am Ende zeigt, wie schön und wie erstaunlich zugleich.
Aber ganz von vorn.
Im Sommer, auf dem Weg zur Müritz in den Familiencampingurlaub, erreichte mich eine Nachricht meiner Freundin Monica: "I miss you, do you think you could come over to visit us in Singapore soon?" Whohoo...und so nimmt alles Fahrt auf und ich sitze ein paar Monate später im Oktober im Flieger, auf meinem ersten Langstreckenflug seit 2013. Ich bin aufgeregt. Monica ist eine meiner liebsten Freundinnen - eine Portugiesin, kennengelernt hier in Leipzig, die es immer wieder mit ihrer Familie in die Welt hinauszieht und die nun seit zwei Jahren ihr Quartier in Singapur gefunden haben.
Eine Stadt durch die Augen einer Freundin kennenzulernen, die meine "will ich auf jeden Fall mal sehen" Liste beherzigt, ist ein Geschenk. Und so kommt es, dass wir uns tagtäglich für ganze sieben Tage entspannt gemeinsam auf den Weg machen und unsere Touren mit unserem Bedürfnis nach freundschaftlichem Austausch, Sightseeing, gutem Essen und Kaffee, Entdecken und Monicas Familienleben ganz wunderbar vereinen.
Und nun? Im Flieger zurück denke ich, man ey, das wird nicht nur ein Blogbeitrag, das müssen mindestens fünf werden, so viele Eindrücke wirken nach.
Jetzt, ein paar Monate später, im kalten Leipzig, probiere ich es mal mit nur einem Blogbeitrag zu Singapur und fasse zusammen, so gut ich eben kann.
Favorit 1 - Entdecke Singapur -"Arabic Quarter" oder das historische Viertel "Kampong Glam"
Das "Arabic Quarter" mit seiner Masjid Sultan Moschee steht auf meiner Liste, noch bevor ich in Singapur eintreffe. Mich interessieren die alten Viertel der Stadt sehr, Stadtteile, welche die Kulturvielfalt Singapurs widerspiegeln. Sie liegen dicht beieinander, beherbergen wunderschöne alte Häuser, die im Vordergrund der modernen Wolkenkratzer fast wie kleine Puppenstuben wirken. Buddhistische, hinduistische Tempel, Märkte der unterschiedlichsten Art: Und ich frage mich, wie funktioniert dieses dichte beieinander der Kulturen, wie der Mix und gleichzeitig der Ruf der Stadt, einer der sichersten und friedlichsten Städte zu sein? Wir kommen noch dazu :-)
Favorit 2 - Entdecke Singapur - die Märkte in "China Town"
Oh Chinatown - Du hast mich glücklich gemacht. Wer hätte gedacht, dass die kleine Fotografin aus Deutschland die Herzen der Fischverkäufer so dermaßen und ganz ohne sprachliche Verständigung erweichen könnte? Nicht immer wären sie so offen und tatsächlich auch bereit vor der Kamera "auszusagen", oft werden sie sogar böse, meint meine Freundin Monica. Aber hey, ich habe eine tolle Zeit mit ihnen und meine Faszination für Fischmärkte und ihre Gestalter kommt voll auf ihre Kosten.
Wer also Lust verspürt, diesen Ort einmal zu besuchen, der gehe die Treppen hinunter in die dunkelsten Hallen und tue dies mit Respekt für die dort hart arbeitenden Menschen. Vielleicht habe ich es noch nicht erwähnt, aber Singapur fühlt sich oft an, als wäre man mitten in einer sehr sehr warmen Suppe - an Orten wie diesen dann noch einmal mehr. Und es ist nicht so, dass die Menschen, die dort leben, es nicht so empfinden, weil sie daran gewohnt sind - nein, auch sie schwitzen und stöhnen über die Hitze und die Luftfeuchtigkeit. Es ist kein Spaß!
Durch Chinatown kann man gemütlich bummeln. Es beherbergt natürlich auch eines der berühmten "Hawker Center", eine Art organisierter Street Food Court, die es zu vielen in Singapur gibt. Mit dabei natürlich die berühmten "Chilli Crabs", die enorme Ausmaße haben können.
Favorit 3 - Entdecke Singapur - Der buddhistische Tempel in China Town und das Restaurant darunter
Dieser Ort ist eindeutig der "Liste" meiner Freundin Monica zu verdanken. Gleich neben den Märkten in China Town steht ein riesiger buddhistischer Tempel, reich verziert, mehrere Etagen mit einem wunderschönen ruhigen Orchideen Garten auf der obersten. Als wir eintreffen findet gerade eine Zeremonie statt, Menschen singen, summen, würdigen ihren Buddha und mir kommen aus unerfindlichen Gründen die Tränen. Es berührt mich. Hat es auch schon in Indien, es ist wie ein kompakter Frieden, der sich auf mich legt und mir die Tränen in die Augen treibt.
Die Verschnaufpause auf dem Dachgeschoss mit Orchideen und Gebetsrolle tut gut und dann geht es in den Keller des Gebäudes. Hier befindet sich eine buddhistische Kantine, die hervorragendes, natürlich vegetarisches Essen, auf Spendenbasis bereithält. Die Frauen in der Kantine haben Spaß miteinander und lachen so laut, dass es durch den ganzen Raum zu hören ist. Wundervoll, wir fühlen uns wohl und ein bisschen wie zu Hause.
Favorit 4 - Entdecke Singapur - Entspannen im botanischen Garten
Mein erster Tag in Singapur inklusive Jetlag beginnt noch ohne meine Freundin Monica im botanischen Garten. Ein wunderschöner Ort, viel Schatten, Bänke zum Ausruhen, kleine Wasserschildkröten und Leguane unterschiedlichster Größen, die sich ab und an den Besuchern zeigen. Wie schon so viele botanische Gärten die ich zuvor besuchte, ein Ort der Ruhe und Entspannung - genau richtig für den ersten Tag und das Ankommen in der heißen Brühe dieser Stadt.
Auf dem Rückweg begebe ich mich in den Food Court eines Shopping Centers und erlebe, was ich so am allein reisen liebe - ich komme ins Gespräch mit Einheimischen und wir landen dann gemeinsam an einem Tisch und genießen unser Essen zusammen. Ein nettes indischen Paar, die vor zwei Jahren nach Singapur zogen, um in "crazy start ups" ihr Glück zu machen. Dankbar für meine Mittagspausen-Verschönerer und Essens-Empfehler springe ich später in den Pool des Wohnhauses meiner Freunde und gönne mir die wohl verdiente Abkühlung... Herrlich!
Favorit 5 - Entdecke Singapur - Street Art im "arbic quarter", "chinese town" & "little india"
Hola die Waldfee! Was für clevere, wunderschöne street art es in Singapur gibt. Graffiti als Kunst, nicht als Schmiererei (denn die wird, wie so vieles in Singapur bei hohen Strafen geahndet und mit Hilfe der zahlreichen Videokameras in der Stadt auch tatsächlich zur Strecke gebracht).
Hier lasse ich einfach mal die Bilder sprechen, Du findest street art fast überall, aber hauptsächlich dort, wo Du Dir Zeit nimmst, einfach zu laufen und zu entdecken. Super dafür sind auf jeden Fall die alten Stadtviertel wie "Arabic Quarter", "Chinatown" und "Little India".
Favorit 6 - Entdecke Singapur - Linien, Architektur & Symmetrie
Auch wenn Monica und ich viel reden auf unseren Touren, überall sehe ich Linien, nach einigen Tagen nenne ich Singapur nur noch: die symmetrische Stadt. Ob auf den Straßen, in den Wolkenkratzern, selbst die einfachsten Wohnhäuser - überall gibt es Linien, Kurven und mein fotografisches Auge begeisternde Muster. Manchmal nur im Vorbeigehen eingefangen stehen sie sinnbildlich auch irgendwie für die Atmosphäre, die Singapur versprüht - es ist geregelt, es gibt eine hohe Akzeptanz für die Dinge, die man tun darf und eben auch für die, die man nicht tun darf. Manch' einem scheint das zu strikt und restriktiv. Doch gleichzeitig funktioniert es, vor allem in einem Topf so vieler unterschiedlicher Nationen, Kulturen, Religionen und Lebensentwürfe auf einem vergleichsweise so kleinen Raum.
Favorit 7 - Entdecke Singapur - Essen, Food Courts & Kaffees
Singapur hat den Ruf, teuer zu sein. Man könnte auch sagen es ist die "asiatische Schweiz". Ehrlich gesagt, finde ich auch hier Ecken, die bezahlbar sind, vor allem, was das Essen angeht. Die unzähligen Food Courts ob nun als "Hawker Center" offen und warm oder in den überklimatisierten Shopping Centern, es gibt leckeres Essen für jedes Budget und mit einer unglaublichen Auswahl! Wer Gourmet und Co. sucht wird auf jeden Fall auch fündig, das gilt nicht nur fürs Essen, sondern auch für die unglaublich vielen Designer Shops die sich auf der Orchard Road in die zahlreichen High Class Shopping Centern einreihen. Aber auch hier gilt das "Kellerprinzip" - je weiter runter Du fährst, desto weniger tief musst Du ins Portemonnaie greifen - hier gibt es auch für meiner eins bezahlbare Optionen. Ein bisschen erinnert mich dieses Prinzip an die Büros der Sozialarbeiter in den Rehakliniken, die ich oft besuchte (yep, auch ein Beruf von mir), sie lagen meist im Keller, ab vom Schuss und mit schöner Aussicht auf das Ende der Regenrinne. Soviel zum Thema Wertschätzung dieses Berufes in unseren Breitengraden...aber ach, das Thema mache ich jetzt nicht auf.
Wir bleiben in Singapur!
Neben den zahlreichen kulturvielfältigen Mahlzeiten und einer "Foodorgie" in einer internationalen Schule, hatte ich auch das große Glück, in den Genuss der Kochkünste von Sity zu kommen. Sity lebt als "Helferin" bei meinen Freunden und kümmert sich unter anderem auch ums Essen für die Familie. Sie kommt aus Indonesien und jeden Abend stehen mehrgängige Köstlichkeiten auf dem Tisch. Am liebsten bin ich bei ihr in der Küche und schaue ihr zu. Sie teilt ein traditionelles Rezept mit mir, was ich in den nächsten Wochen auf den Blog stelle. Sie und ihre Geschichte beeindrucken mich schwer, aber davon an anderer Stelle mehr.
Definitiv probiere ich in meiner Singapur Zeit "Kaya Toast", Kopi (sehr schwarzer Kaffee), "Chili Crab" und "Chicken Rice" und Unzähliges mehr, von dem ich nicht mehr weiß, was genau es ist. Sehr viele "iced coffees" eingeschlossen - irgendwie muss ich die Hitze ja "bändigen" und trotzdem meinen Koffeinpegel halten.
Favorit 8 - Entdecke Singpur -"It's the mix baby, it's the mix...über Kulturen, Sauberkeit, Wahrsager und vom Rülpsen in der Öffentlichkeit.
Wenn ich etwas am Reisen liebe, dann ist es, dass es meine eigene Welt auch immer wieder in Frage stellt. Dinge, von denen ich glaube, dass sie nicht gehen, Sachen, die mir wichtig erscheinen und es doch nicht sind, Horizonte, die ich eingrenze.
Es macht innerlich weit wenn wir es zulassen. Im besten Fall inspiriert es und lässt mich Neues, Gutes & noch viel mehr als ein paar Souvenirs mit nach Hause nehmen.
Singapur ist sehr sauber, die einzige Ecke, in der es ganz leicht etwas anders aussieht, ist "little India", was auf jeden Fall authentisch daherkommt und mich an meine Reise nach Indien erinnert.
Ansonsten sehen meine sehr hellen Laufschuhe auch nach einer Woche noch blendend beige aus. Niemand tritt mir auf die Füße, keine Staubwolken verändern die Farbe, selbst die Sohle bleibt hell.
Mit Monica tauche ich etwas mehr in die Kultur der Stadt ein, die sich aus so vielen unterschiedlichen Nationen und Religionen speist. Faszinierend, wie eine Moschee, ein hinduistischer, ein buddhistischer Tempel, eine Synagoge und eine Kirche in Laufweite voneinander entfernt friedlich ihrem Dasein und ihren Gläubigern offen stehen. Von der Regierung wird die Zusammensetzung der Kulturen in den Wohnhäusern geregelt. Es ist verpflichtend, dass sich die Ethnien mischen, auch auf den Etagen des städtischen Wohnraumes.
Vom "Fortune Teller" Haus vorbei gelangt man zur Straße der Wahrsager, bei der man sich zunächst einmal wie auf dem Amt fühlt, weil man eine Nummer ziehen und brav warten muss, bis man an der Reihe ist. Nur fehlt auf unserem Amt die Spendenkasse und manchmal sicher auch die wohl gemeinten Ratschläge.
Läden voller unechtem Papiergeld, welches zu Festen dem Feuer geopfert wird, Karaoke- Telefonzellen, in denen man mitten in der Fußgängerzone singt (habe ich leider verpasst auszuprobieren), Massage Tempel, die fast 24h geöffnet haben, Notaufnahmen, die aussehen wie Luxushotels. Die Liste lässt sich fortsetzen. Taxifahrer, die die freundlichsten auf der Welt zu sein scheinen und mit Freude ihr Wissen über die besten "places to eat chicken rice and chilli crab" oder ihre Philosophien teilen.
Ich beginne zu verstehen, warum meine Freunde hier gern sind, bleiben wollen, sich wohl fühlen - mit allen Vor- und Nachteilen, die das Leben als "Ausländer" in Singapur mit sich bringt.
Ach ja, da war ja noch etwas in der Überschrift. Das Rülpsen. Nun, andere Länder, andere Sitten. Es ist durchaus normal, in der Öffentlichkeit zu rülpsen. Selbst im Massage Tempel in einem Raum mit vielen anderen Fuß- und Rückengeplagten hält man sich nicht zurück. Es macht "burb" aus einer dunklen Ecken und niemand stört sich daran. Nur ich bin verwirrt und gleichzeitig amüsiert. Im Grunde ja ein gesundes Verhalten, es raus zu lassen, oder?!
Favorit 9 - Entdecke Singapur - " About Friendship & Family"
Ich danke Monica und Martje, die diese Reise für mich möglich gemacht haben und durch deren Augen ich soviel sehen konnte und mit meinen festhalten durfte. Ich danke meinem Mann Erik, der mir solche Reisen ermöglicht und mich in meiner nimmer währenden Sehnsucht nach Entdeckungen, Projekten und Inspiration unterstützt. Meinem Sohn, der diese erstmalige große räumliche und zeitliche Trennung so bravourös gemeistert hat und last but not least, meinen Eltern, die mit viel Liebe und Freude ihr "Amt als Oma und Opa" ausführen und uns den Rücken für diese coolen Trips freihalten.
"Netzwerke" dieser Art sind einfach unbezahlbar und ohne sie geht es nicht. Ich bin unendlich dankbar dafür. Und auch dafür, einfach so sein zu dürfen, wie ich bin, mit all den Blitzideen, meinen Kuriositäten und Fehlern. Danke!
Nein, keine Nummer 10 für Singapur. Es reicht. Und wenn mir noch etwas einfällt, dann kommt noch ein Nachtrag dazu. Wenn Du bis dahin Fragen hast oder gern einen Kommentar da lassen willst - leg' los, hier per Mail, oder mit einer kleinen Anmeldung auch in den Kommentaren. Ich freue mich immer sehr über Feedback!
Singapur war Überraschung pur. Meine Schubladen sind entstaubt, ich inspiriert und mein Fernweh-und Entdeckungsdurst ist erst einmal wieder gestillt.
In diesem Sinne - mach' es Dir hübsch und warm und falls es nach Singapur für Dich geht, frohes Entdecken!
Antje